Sonntag, 31. Januar 2010

Lillehammer



Es ist kalt. Grausig kalt. Die Kälte zieht wegen der hohen Luftfeuchtigkeit durch und durch.
Der alte Mann ist mit Lumpen bekleidet, mehr besitzt er nicht. Barfüßig steht er dort, den Blick ins Leere gerichtet.
Und je mehr schnee fällt, desto schwerer wird die Last.

Kein ideales Reisewetter haben wir erwischt, aber es könnte schlimmer sein, sagt der Blick auf das Thermometer. -12°C ist noch passabel, zumal es an jeder Ecke die Möglichkeit gibt, sich an einer Tasse Tee (und mitgebrachter Jause) aufzuwärmen.














Durch die verschneiten Straßen gehen wir zum Kunstmuseum. Auf dem Weg begennen wir dem vorm Rathaus sitzenden und tapfer dem Schneesturm standhaltenden Anders Sandvic.



Das Wissen über die norwegische Malerie ausgebaut splitten wir die Gruppe. Nach einem kurzen Gang durch die Geschäfte suchen Corina und ich Unterschlupf in einem urigen ein-Zimmer-Kaffe. Weil es dort rappelvoll ist, gesellen wir uns zu zwei jungen Norwegen an den Tisch. Die Geschwister sind gebürtige Lillehammer und zu unserem Glück sehr gesprächig. So erhalten wir allerlei Insidertips. Das wichtigste: Wir kennen nun einen Ort zum Tanzen (=

Doch noch ist es nicht Abend. Wir verabschieden uns von den beiden und gehen nach Maihaugen, ins Freilichtmuseum Lillehammers, übrigens das größte seiner Art in Europa. Im Sommer bin ich schon einmal dort gewesen. Natürlich erkenne ich es wieder, aber die witterungsbedingte Veränderung ist unverkennbar (Beweisfoto unten). Während wir durch den Schnne zwischen den Häusern hindurchstapfen wird mir bewusst, wie lange ich schon in Norwegen bin...





Das Museum ist schon geschlossen und weil wir keinen Lust haben, den selben Weg zurückzuspazieren, schlüpfen wir durch eine halboffne Pforte und klettern zurück ins Neuzeit-Städtchen Lillehammer.


Anschließend treffen wir den Rest der Gruppe wieder, zusammen essen wir seeehr viel Pizza. Duygu kann sich endlich wieder in ihrer Muttersprache ausdrücken. Der Besitzer ist Türke.



Tag zwei in Lillehammer. Wir wollen ihn nutzen. Nach einem Frühstück im Hotel (ich muss sagen, ein Frühstück mit Bio-Brot und gutem Käse, wie ich es allmorgendlich bei der Arbeit bekomme, ist mir lieber) machen wir uns im strahlenden Sonnenschein auf den Weg zur Kirche. Ein Besuch des Gottesdienstes ist in Norwegen wesentlich entspannender als in Deutschland. Beginn ist erst um 11 Uhr! Im Anschluss gibt es Kaffe und manchmal Kuchen im Eingang des Kirchnegebäudes, vergleichbar mit dem Kirchkaffe bei uns. Ausgesprochen offen und herzlich wurden wir von vielen der Gemeindemitglieder begrüßt und sogleich in Gespräche verwickelt.

Hochmotiviert durch das nette Geplauder und ein großes Lob bezüglich unser Norwegisch-Sprachfertigkeit setzen wir unseren Weg fort. Zunächst schauen wir in eine supersüße Galerie und unterhalten uns ein wenig mit der Besitzerin. Anschließend laufen wir zum Olympiapark. Die Lillehammersche Bevölkerung ist augenscheinlich mächtig stolz darauf, Austragungsort der Winterspiele 1994 gewesen zu sein. Der Fackelläufer, als Symbol des Sportevents, prangert überlall.
Uns zieht die Skisprungschanze, der Lysgaarsbakken, an. Viele Metern stiefeln wir hinauf, auf den letzen Treppenstufen wird mir schon ein wenig schwindelig.
Dank des guten Wetters wird uns von dortoben einen grandiose Aussicht auf Lillehammer, den Mjösa und die angrenzenden Berketten geboten.

Einige Minuten genießen wir das Panorama, dann zwingt uns die Kälte zum Abstieg. langsam geht die Sonne unter. Im Hotel wärmen wir uns einletztes Mal auf, bevor uns der Zug zurück nach Hause bringt.

Luft Schnee Käse

Dem Bedürfnis, außerhalb der Grobunn-Welt nach Luft zu schnappen, geben Corina und ich am letzen Sonntag nach der Arbeit nach und fahren an den, teils zugefrorenen, Mjoesa-See. Unser neues Autochen bringt uns tapfer dorthin und bekommt zur Belohnung einen Parkplatz mit Exklusivaussicht.

Nebendran stehen die Schiffe brav in Reih und Glied am Ufer, während der Rettungsring aus einiger Entfernung an gewohntem Ort die Stellung hält.

































Und irgendwo am See, dort steht die Anne. Ihr Blick, zugekehrt dem gegenüberliegenden Ufer, verrät das Staunen darüber, wie schön die Welt doch sein kann!









































Die Skier - mein zweites zu Hause in diesem Winter. Jede freie Stunde nutze ich, um die Winterwelt auf den Loipen rund um unseren Hof zu genießen. Bei Sonnenschein wird eine wunderbare Aussicht geboten. Und im Nebel wird es furchtbar spannend: Unter dir Schnee, vor, hinter und neben dir Nebel. Verschlungen in einer reisengroßen Weißwolke - irgendwo im Nichts.
In der letzen Woche habe ich mir mit den Skiern einen Weg nach Fokhol gebahnt.





















Seit Langem geplant und endlich in die Tat umgesetzt: Unser Käse-Wein-Delikatessabend. In den jeweiligen Heimatländern (Polen, Deutschland, Österreich und Frankreich) während des Weihnachtsaufenthaltes erworbene Produkte ergeben zusammen aufgetischt eine grandiose Auswahl.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Nach den Planungstagen Anfang Januar ist mittlerweile trotz neuer Aufgabenverteilung Arbeitsalltag eingekehrt. Seit dem Schulbeginn nach den Winterferien arbeite ich im Wohnbereich der Schüler. Wie ein typischer Arbeitstag aussieht?

6.45 - 8.30 Uhr
Ich wecke die Schülerinnen, helfe beim Duschen. Wir frühstücken mit elf Personen an einem langen Tisch, hören die Nachrichten im Radio. Nach dem Zähneputzen gehen alle hinüber ins Haupthaus.
8.30 - 9.00 Uhr
In der Morgenversammlung sprechen wir gemeinsam den Morgenvers, Jon (unser Tischler) liest einen Geschichte, anschließend singen alte norwegische Lieder mit Gitarrenbegleitung.
9.00 - 11.00 Uhr
Zwei freie, wunderbare Morgenstunden. Die Zeit nutze ich um laufen zu gehen, norwegische Bücher zu lesen, zu stricken, mit den Schülern in der Holzwerkstatt zu werkeln, ...
















11.00 - 12.10 Uhr

Die Schüler der Küchengruppe haben Lunch vorbereitet. Mit rund 20 Menschen wird im Spiesesall getafelt. Ziemlich lang, weil einige Experten ein sehr geruhsames Esstempo an den Tag legen. Montag Pie, Dienstag Gemüsesuppe, Mittwoch Brötchen, Donnerstag Müsli oder Haferbrei.
12.10 - 13.00 Uhr
Musikstunde, Sprachformung oder Praktikantenmeeting stehen an.
15.00 - 21.00 Uh
r
Ich bin im Wohnhaus der Schüler: Spiele spielen, lesen, putzen, kochen, ins Bett bringen

Aber das Leben besteht ja nicht nur aus Arbeit (=
Am Ende der ersten Arbeitswoche hat mich die Lehrlinggruppe zu einem Ausflug eingeladen. "Weil du die Kulturkasse so fleißig mit aufgebaut hast". Der Plan war, nach Oslo zu fahren. Aber weil es so kalt war (-36°C), sind wir in unserem Bulli (ohne funktionstüchtige Heizung) fast erfroren, aber glücklicherweise gab es einen Alternativplan. Auf halber Strecke zwischen Oslo und Hamar liegt das Städtchen Eidsvoll. Im dort gelegenen Wegelandhuset wurde im Mai 1814 die Norwegische Verfassung geschrieben. Und diese Stätte haben wir besucht!

Wir Praktikantinnen auf Fokhol, dem nächsten biodynamischen Hof. Die dort arbeitenden Praktikanten haben uns zum Rotebeetesuppe- und Käsewaffelessen eingeladen.

An einem anderen Abend haben wir für Hans und Christiana, die Leitern Grobunns, gekocht.

Und dann war da noch Göril 60. Geburtstag, an dem wir uns alle mal wieder so richtig die Bäuche mit Kuchen vollgeschlagen konnten. Göril ist geborenen Norwegerin, hat aber bis letztes Jahr in der Schweiz gelebt. Darum war diese mal neben den traditionell norwegischen Klängen auch ein deutschsprachiges Geburtstagslied gewünscht!

Glücklicherweise ist es inzwischen 30°C wärmer. Das von mir zum Energieablass improvisorisch im Keller aufgebaute Zirkeltaining wird nicht mehr gebraucht, weil es sich nun draußen wieder atmen lässt.
Direkt hinter dem Hof beginnt eine unendliche Loipenlandschaft. Bei Frischluft- und Freiheitsbedürfnis schnalle ich mir die Ski unter die Füße und wandere durch das einsame Schneemeer.

Ab und zu fahre ich an meinen Arbeitsnachmittagen mit einer der Schülerinnen ein bischen Ski. Einmal, zweimal, dreimal,... um das Hofgelände.

Das Kälbchen schon 18 Tage alt und hat seit Montag tierische Magenprobleme.

Sonntag, 3. Januar 2010

Tilbake i Norge...

Nach zehn Tagen Oldenburg-Urlaub packe ich am Ende des alten Jahres wieder meinen Rucksack, um Silvester in Norwegen zu erleben. Inzwischen weiß ich: Meinen Papa mitzunehmen war eine gute Idee, die Wunderkerzen hingegen hätte ich lieber zu Hause lassen sollen. Dann hätte ich mir ersparen können, vom Sicherheitsdienst aufgesucht und gebeten zu werden, meinen "Sprengstoff" - kurz vorm Abflug! - aus den Tiefen des Gepäckstückes zu entfernen.

Nach wunderkerzlich bedingtem Anfangsstress konnten wir die Ferien auf Grobunn gemeinsam mit Larissa und ihrem Vater so richtig genießen.
Drei Tage lang haben wir uns auf Langlaufski durch den Tiefschnee gekämpft oder sind im Sonnenschein durch Loipenlandschaften geglitten, um uns die Zehen in unseren Oldschool-Skischuhen fast abzufrieren.
Allabendlich haben unsere Papis mit und ohne uns allerlei Köstlichkeiten zubereitet.
Und zwischendrin sind wir am Lagerfeuer mit Feuerwerks-Panorama ins neue Jahr gerutscht.
Auch sehr schön.












































































































































































































Mittlerweile ist Corina aus Österreich eingetrudelt und unsere Papis wieder weg. Erst jetzt beginne ich die Weltentunnel-Reise zu verabeiten. In Oldenburg war es wunderbar, herzlichst empfangen zu werden, all die altvertrauten Menschen wiederzusehen und ein schönes Weihnachtsfest feiern zu können. Vielen Dank dafür!

Ehrlich gesagt bin ich aber auch ganz schön froh, wieder hier zu sein und die Tage mit meinen lieben Mit-Praktikantinnen etwas geruhsamer vergehen lassen zu können.

Heute ist das erste Kälbchen geboren, Lena heißt die Mama.

















Morgen fängt die Arbeit mit veränderter Aufgabenteilung wieder an. Schluss mit der Außenarbeit...